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Gemeinsam gegen Rassismus auf dem Antonplatz - Bericht

|   Neues von BENN

BENN informierte über rassistische Vorfälle und anti-rassistische Initiativen in Weißensee

Pöbeleien, Schläge, Sticker: auch in Weißensee dokumentieren die Berliner Register eine Bandbreite rassistischer Vorfälle. Gleichzeitig setzen sich viele Initiativen gegen Rassismus ein.

Zweiter November 2021: Vor einer Schule in Weißensee werden Visitenkarten der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ), der Jugendorganisation der neonazistischen Partei III. Weg, verteilt. Neunter Juli 2022:Kurz nach Mitternacht beleidigte eine Frau (37 Jahre) eine andere Frau (39 Jahre) rassistisch in einer Gaststätte in der Langhansstraße. Die Angreiferin riss das Kopftuch der Betroffenen vom Kopf, schmiss das Kopftuch auf den Boden und schlug die Betroffene mehrfach gegen den Kopf und den Oberkörper.Zweiter Dezember 2023: Ein 40-Jähriger wird von einem ihm unbekannten 55-Jährigen angesprochen, bis sie Albertinenstraße ausstiegen. Dort beleidigte der 55-Jährige den 40-Jährigen rassistisch und stieß ihm gegen den Oberkörper.

Dies ist nur eine kurze Aufzählung von vielen rassistischen Vorfällen, die sich in den letzten Jahren in Weißensee ereigneten und bei den Berliner Registern gemeldet wurden. In Kooperation mit den Berliner Registern präsentierte das BENN-Team Weißensee am 15. März 2024 eine Auswahl solcher Fälle auf dem Antonplatz. Dort fand am Markttag die gemeinsame Kiezaktion gegen Rassismus im Rahmen der Wochen gegen Rassismus statt. Koordiniert vom Netzwerk Pankow gegen Rassismus und der Fach- und Netzwerkstelle [moskito], beteiligten sich verschiedene Initiativen und Organisationen Weißensees an der Aktion, um gemeinsam mit Besucher*innen rassismuskritische Perspektiven zu entwickeln und weitere Bausteine für eine solidarische Nachbarschaft zu legen.

Dabei waren unter anderem die KulturMarktHalle, trixiewiz e.V., das Stadtteilzentrum Weißensee, die Fach- und Netzwerkstelle [moskito] und Vertreter*innen der Grünen und der Linken. Neben dem Kiezmobil vom C*Space, Tischtennisplatten der Jugendfreizeiteinrichtung Mahler 20, einem Malangebot vom Familienzentrum Weißensee   einem Wissenskoffer des NaiMo - Nachbarschaftstreff im Moselviertel und anderen spannenden Aktivitäten, konnten Marktbesucher*innen eine ungefähr zwei mal zwei Meter große Karte Weißensees auf dem Boden sehen. Diese hatte das BENN-Team beigesteuert.

Während manch ein*e Passant*in den eigenen Wohnort auf der Karte suchte, blitzten die Besucher*innen auch leuchtende Klebepunkte an. Orangefarbene Punkte verwiesen auf bei den Berliner Registern registrierte Vorfälle, welche Carolina Caicedo von [moskito] herausgesucht hatte. Im oberen rechten Eck der Karte konnten Besucher*innen Beschreibungen der gemeldeten rassistischen Vorfälle nachlesen.

Blaue Punkte verorteten Organisationen, die sich explizit in der Anti-Rassismus-Arbeit engagieren und die direkt Angebote zum Umgang mit Rassismus oder zum Empowerment von Rassismus-Betroffenen machen. Dazu zählen beispielsweise [moskito], trixiewiz e.V. und Sources-d´Espoir e.V. Tatsächlich gibt es in Weißensee zahlreiche Initiativen und Einrichtungen, die sich gegen Rassismus und für ein vielfältiges Weißensee einsetzen - wie an diesem Tag am Antonplatz. Dazu gehören auch zahlreiche Nachbarschaftseinrichtungen, Familienzentren und Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Schwarz-orange Punkte markierten auf der Karte Anlaufstellen in Weißensee, bei denen Menschen Diskriminierungen und extrem rechte Aktivitäten für an die Berliner Register melden können - diese finden sich oft auch in jenen Einrichtungen. Die komplette Liste der Anlaufstellen in Weißensee findet sich hier .

Einige Besucher*innen lernten über diese Aktion die Berliner Register kennen. Andere erfuhren, dass auch rechtsextreme Aufkleber bei den Berliner Registern gemeldet werden können. Denn die Berliner Register unterscheiden sich von der Kriminalitätsstatistik, wie auch auf der Webseite der Register erläutert wird: „In die Dokumentation der Berliner Register fließen Vorfälle ein, die Bürger*innen im Alltag beobachten oder selbst erleben. Bei den Vorfällen handelt es sich um Aktivitäten der extremen Rechten, um rassistische Vorfälle im Alltag und Diskriminierung an verschiedenen Orten. Im Gegensatz zur Kriminalitätsstatistik der Polizei, beziehen die Register auch Vorfälle in die Dokumentation ein, die keine Straftaten sind oder die nicht angezeigt wurden. Dazu gehören Gewalttaten, Beleidigungen und Bedrohungen, Brandstiftungen, Sachbeschädigungen, Veranstaltungen, Aufkleber, Sprühereien oder diskriminierende Sprüche.“

Auch das BENN-Büro ist eine Anlaufstelle für die Berliner Register. Sie können also auch im BENN-Büro Vorfälle melden, die rassistisch, antisemitisch, LGBTIQ*-feindlich, antiziganistisch, extrem rechts, sozialchauvinistisch, behindertenfeindlich oder antifeministisch sind.

Neben unserer Karte betreute die Fach- und Netzwerkstelle [moskito] ein Banner, auf dem Passant*innen ihre Gedanken rund um das Thema „Unser Weg gegen Rassismus“ teilen konnten. Mit Kreidestiften hinterließen Menschen Botschaften und Visionen auf verschiedenen Sprachen – mal nachdenklich und bewegend, mal kämpferisch und fordernd.  Ihr seid neugierig? Hier nur ein paar Beispiele:

„Es reichen manchmal wenige Rassisten, um viele Demokraten zu verunsichern! Zusammen gegen Rassismus in Pankow und überall!“ **** „Wirtschaftliche Gerechtigkeit!“ ****

„Orte schaffen und finanziell unterstützen, an denen sich Menschen begegnen können!“ ****„Save & protect BIPoC queer Kids!“**** „Weniger Polarisierung & mehr Neugier für einander. […] Unsere Verantwortung ist: Teilen + Demut + Solidarität“

Wer sich im Bündnis gegen Rassismus in Weißensee einbringen will, Ideen für den gemeinsamen Aktionstag im nächsten Jahr oder generell Ideen für Aktionen gegen Rassismus in unserem Gebiet hat, kann uns gern schreiben. Wir freuen uns über jedes Engagement für Vielfalt und gegen Ausgrenzung.

Foto von Roxane Josten
Foto von Roxane Josten